Leben ohne Auto

 

Ein Leben ohne eigenes Auto ist für viele Menschen kaum oder gar nicht vorstellbar. Der tägliche und weite Weg zur Arbeit, das Haus auf dem Land, häufige private oder berufliche Außentermine oder einfach die Freude an der Sache: Das eigene Auto gehört für die meisten Menschen einfach dazu. Seitdem ich aus meinem Elternhaus ausgezogen bin, lebe ich ohne eigenes Auto und war seither auch nicht darauf angewiesen eines zu mieten oder zu „sharen“. Zu Zeiten meines Studiums habe ich mir einen kleinen Gebrauchtwagen mit meiner Mutter geteilt und das funktionierte problemlos.

Später nach meinem Auszug und während der Ausbildung konnte ich mir schlichtweg kein Auto leisten, da Kaufpreis, Versicherung sowie Sprit- und Unterhaltungskosten einfach alles überstiegen hätten, was ich an finanziellen Mitteln zur Verfügung hatte. Also habe ich von Beginn an alle Hebel in Bewegung gesetzt und dafür gesorgt, dass ich eine Wohnung in derselben Stadt finde, in der ich auch arbeite.

 

Für weite Wege, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu bewältigen waren, habe ich Fahrgemeinschaften organisiert oder auch „Taxi-Gemeinschaften“ – mit mehreren Leuten verringern sich die Kosten erheblich und so hat jeder Beteiligte etwas davon.

Bis heute lebe ich nach diesem „Konzept“. Ich fühle mich nicht weniger mobil, im Gegenteil, ich kann an jeder beliebigen Haltestelle in den Bus oder in die Bahn einsteigen und brauche nie einen Parkplatz suchen oder sogar Parkgebühren bezahlen. Alle Wege, die fußläufig dreißig Minuten nicht übersteigen, gehe ich meistens zu Fuß.

Ich werde häufig gefragt, wieso ich mir nicht einfach ein Auto kaufe, denn ich hätte ja wohl das Geld und schließlich sei ich mit einem Auto doch viel mobiler und unabhängiger. Das sehe ich etwas anders. Natürlich erreiche ich mit einem Auto auch noch das letzte Straßenstück, das von keinem Bus befahren wird. Mit einem Auto bin ich unabhängig von Fahrzeiten der öffentlichen Verkehrsmittel und Warnstreiks können mich nicht ausbremsen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Jedoch: Ein Auto ist teuer, wirklich sehr kostspielig im Vergleich zu einem Monatsabo für den ÖPNV. Ein Auto muss gewartet und gepflegt werden, die Versicherung kostet und die „Betriebskosten“ sind unverhältnismäßig hoch.

Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln steht man nur selten im Stau, da Züge ihre eigenen Strecken fahren und Busse in vielen Städten separate Spuren und grüne Ampelwellen nutzen. Noch ein weiterer Vorteil für mich: Beim Bus- oder Zugfahren kann ich Musik hören, lesen oder am Laptop arbeiten, da ich mich nicht selbst auf den Verkehr konzentrieren muss. Theoretisch könnte ich sogar meditieren, während ich mich von A nach B bewege, und ja, manchmal tue ich das auch.

 

Wie so oft gilt letztendlich immer die Frage: Was dient der Vereinfachung? Mit Bus und Bahn fahren, ohne darüber nachdenken zu müssen, ob und wo ich einen Parkplatz finde? Oder die volle Flexibilität mit Auto genießen, dafür aber eine höhere finanzielle Belastung zu haben? Ich persönlich wünsche mir mehr Investition in ein flexibles ÖPNV-Netz, das es mehr Menschen ermöglicht, autofrei zu leben.


Wie wichtig ist dir Mobilität und wie lebst du diese?

 

 

Kommentare: 7
  • #7

    Aura (Montag, 16 November 2020 18:38)

    Hallo Vali!

    Morgen Abend werde ich ein kleines Umzugs-/Wohnungsupdate machen. Einiges ist noch zu tun, aber ich habe fleißig dokumentiert und tatsächlich einige neue Erkenntnisse erhalten. Das Gröbste ist geschafft! :-) Lieben Gruß an dich!

  • #6

    Vali (Montag, 16 November 2020 18:23)

    Liebe Aura,
    wann kommt denn ein nächster Blogeintrag? :)

  • #5

    Thorsten (Freitag, 13 November 2020 17:30)

    Hallo Aura,
    ich hattte früher kein Auto, dann musste ich eins haben auf dem Dorf. Deswegen bin ich umgezogen und habe es abgeschafft (dort fuhr am Wochenende auch keiun Bus, unf nur morgens ein einziger um 8.00 Ur, aber immerhin). Ich machte alles mit dem Fahrrad oder ggfls. mit Bus oder Zug , aber es war insbesondeer bei Nässe und Kälte ein sehr grenzwertiger Weg zur Arbeit, Autos nahmen Fahrräder nicht ernst, Fahrradwege gab es keine. Ich habe dann wieder eins angeschafft als ich umgezogen bin, für den Job. Da habe ich es dann vermieden so weit es ging, bin mit dem FLugzeug geflogen und hatte Jahresnetzkarten für die Bahn. Ich habe immer den Zug bevorzugt wenn es machbar war. Heute habve ich immer noch ein Auto, aber das steht in einer Garage. Wir brauchen es gelegentlich für den Baumarkt und regelmäßig für den Urlaub in umserem Ferienhaus. Da muss ich auchg schon mal eine Tag im Februar hin wegen des Schornsteinfegers und das ist mit ÖPNV nicht erreichbar : kein Bus, keine Bahn, kein Taxi. Ohne Auto geht gar nichts dort. Carsharing und Mietwagen sind leider für uns keine Option, zu klein (Zielgruppe sind anscheined Singles) oder zu teuer (großer Mietwagen für 6 Wochen oder mehr im Jahr unbezahlbar). Der eigene PKW ist tatsächlich die preiswerteste Veriante, wenn ich nicht viel fahre , in der Anschaffung günstig war und da es dann lange hält und wenig Reparaturen hat (das letzte Auto fuhr ich 18 Jahre). Ich in mit dem Auto nicht glückliuch hätte lieber keins, aber derzeit ist es die beste Lösung.

  • #4

    Aura (Samstag, 07 November 2020 22:35)

    Hallo Anja!

    Auf dem Land zu leben hat dafür viele andere Vorteile. Vielleicht ist man sogar autark, zahlt keine Miete, nutzt Solarkollektoren und pflanzt sich eigenes Gemüse an. Auch kostenmäßig gleicht sich das dann wieder aus. Es kommt eben nicht darauf an, alle über einen Kamm zu scheren. Wenn Minimalismus eines für mich heißt, dann, dass es darum geht, welche Bedürfnisse der individuelle Mensch hat. Von daher finde ich, dass du mit Auto auf dem Land alles richtig machst. Alles andere wäre weniger effizient und sogar komplizierter. Vereinfachung ist schon was Feines... :-)

  • #3

    Anja (Samstag, 07 November 2020 20:20)

    Ich komme ursprünglich aus der Stadt. Da könnte ich mir gut vorstellen ohne Auto zu leben. Bzw. vielleicht mit einem Auto in der Familie.
    Aber jetzt lebe ich seit 20 Jahren auf dem Land - also wirklich :-). Da wären wir ohne Auto aufgeschmissen. Es fährt zwei mal am Tag ein Bus... Alles hat eben Vor- und Nachteile. Auf der einen Seite lebe ich wirklich in der Natur und bin täglich mehrere Stunden an der frischen Luft, im Wald, mit dem Hund unterwegs - ich möchte es nicht mehr missen. Aber Einkaufen für vier Personen mehrmals in der Woche ohne Auto, ohne gute öffentliche Verkehrsmittelverbindung ist sehr anstrengend, fast unmöglich. Und im Winter im Dunkeln mit dem Fahrrad durch den Wald zur Arbeit ist auch nicht immer angenehm...
    Wir haben auch für unsere Töchter ein Auto gemeinsam angeschafft, nachdem wir jahrelang wie ein Shuttleunternehmen permanent eine unserer Töchter irgendwo hin gefahren haben bzw abgeholt haben. Ich habe es ein wenig so empfunden, dass ich mir „Lebenszeit“ gekauft habe.
    LG Anja

  • #2

    Aura (Freitag, 06 November 2020 18:11)

    Gabi, sehe ich ganz genauso! Lange Fahrtwege für die Arbeit finde ich auch belastend und eher anstrengend.

  • #1

    Gabi (Freitag, 06 November 2020 16:12)

    Wohnen und Arbeit möglichst nicht zu weit auseinander legen ist eine super Idee. Hatte ich jahrelang nicht und das ist auf Dauer wirklich belastend.
    Ohne Auto zu leben, ist wirklich Gewohnheit und als Stadtbewohner wirklich kein Problem. Ein Auto ist so teuer, da kann man sich wirklich auch ab und an ein Taxi, Leihwagen oder Carsharing leisten. Und genau das passiert im Alltag ja höchst selten. Neben den Kosten: Dieser ganze Aufwand ums Auto: Waschanlage, Reparatur, Inspektion, Reifendruck kontrollieren, mit der Werkstatt rumärgern , die ewige Parkplatzsuche - nee, bin froh, dass ich mit dem Zirkus nichts mehr zutun habe.