Favoriten

 

Seitdem ich vor einigen Jahren das Prinzip der Lieblingsteile in Bezug auf Kleidung für mich entdeckt habe, ist mir aufgefallen, dass sich das Prinzip im Grunde auf alles übertragen lässt – sogar auf nicht-materielle Aspekte des Lebens. Mittlerweile ist das „Favoriten-Prinzip“ für mich ein alltäglicher Wegweiser für mehr Klarheit und Zufriedenheit. Dahinter steckt natürlich die Frage „Was will ich eigentlich?“ und die ist gar nicht mal so leicht zu beantworten, denn häufig wissen wir zwar, was wir auf keinen Fall wollen, jedoch nicht, was uns wirklich zufrieden stimmen würde.

Die unendliche Vielzahl an Optionen und Möglichkeiten ist zwar wie ein buntes Buffet, aus dem man sich jeden Tag etwas Neues herauspicken könnte, sie überfordert und verwirrt aber auch, da immer mehr Mikro-Entscheidungen in immer kürzeren Abständen und breiteren Themenfeldern getroffen werden müssen vor dem Hintergrund der allseits gefürchteten FOMO (Fear of missing out):

 

Welches Smartphone wähle ich? Welche Hygiene- und Reinigungsartikel sind wirklich notwendig? Wie viele Paar Schuhe sind sinnvoll und welcher Hersteller ist am besten? Und so weiter. Je mehr Auswahl besteht, desto größer kann das Gefühl werden, etwas zu verpassen oder zu versäumen, wenn man sich möglicherweise „falsch“ entscheidet. Meine Antwort darauf ist simpel: Ich möchte einerseits nur noch Lieblingsteile besitzen, andererseits möchte ich im Alltag weniger Mikro-Entscheidungen treffen, die meine grauen Zellen anhaltend unter Strom setzen.

An dieser Stelle eine kleine Anekdote über meinen letzten Smartphone-Kauf in weniger als zehn Minuten. Das geht? – Ja, das geht: Geschäft betreten, Service ansprechen, Kriterien aufzählen: Budget, Betriebssystem, Speicherkapazität, Kamerafunktion, und Akkulaufzeit. Dann: Zwei bis drei Produktempfehlungen entgegen nehmen und das Gerät auswählen, was optisch am meisten zusagt. Kaufen, fertig. Angst, vielleicht das vermeintlich bessere Gerät verschmäht zu haben? Fehlanzeige.

 

Die meisten Geräte sind heutzutage wirklich gut ausgestattet, sodass es eigentlich keine wirklich „falschen“ Entscheidungen gibt. So fand ich beispielsweise zufällig heraus, dass mein aktuelles Smartphone tatsächlich wasserdicht ist und einen kurzen Toilettentauchgang unbeschadet überstanden hatte. Welch ein glücklicher Zufall, den stundenlanges Recherchieren auf Online Vergleichsportalen gehört nicht zu meinen Favoriten-Freizeitbeschäftigungen.

 

 

 

Das gleiche gilt für Reinigungsmittel: Es gibt für jedes Ding, jedes Material einen speziellen Reiniger, sodass man in einer Lebensdekade sicherlich locker auf dreißig bis vierzig Reiniger im Regal kommen kann. Für mich stellt das eine Überforderung dar. Ich habe mich also stumpf gefragt: Wie haben die Leute das denn vor hundert Jahren gemacht? Kernseife und das wars? Hat ja auch geklappt. Insofern habe ich meine Favoriten in Sachen Reinigern auch schon gefunden und bin seit Jahren sehr zufrieden mit Essigreiniger und Essigessenz. Alles, was ohnehin empfindlich ist wird nur mit Wasser oder einem Mikrofasertuch gereinigt. Problem gelöst, Platz gespart, Geld gespart.

Ein weiteres Beispiel aus meinem Alltag: Hygiene- und Hautpflegeartikel. Hier haben mir Neurodermitis-Neigung und Anfälligkeit zu perioraler Dermatitis die Entscheidung im Grunde vollständig abgenommen. Ich verwende keinerlei Cremes auf regelmäßiger, täglicher Basis, da meine Haut sofort streiken würde, selbst bei Produkten aus der Apotheke. In zwei bis drei Jahren Creme-Entzug hat meine Haut gelernt, sich wieder selbst zu regenerieren. Für die gelegentliche Anwendung habe ich eine Favoriten-Creme auf Vorrat, die frei von Duftstoffen und anderen Zusätzen ist – die Creme ist noch dazu ein echter Alleskönner. Damit komme ich gut zurecht.

Meine Haare wasche ich seit einigen Jahren mit einem festen Shampoo und spüle mit einer sauren Rinse aus Essigessenz und Wasser nach – meine Haare waren noch nie so gesund wie mit dieser Pflegeroutine. Und auch meine Haut beruhigt sich allmählich wieder, nachdem ich es letztes Jahr doch mal wieder mit täglicher Feuchtigkeitscreme versucht hatte und dann das Nachsehen hatte. Weniger ist in Sachen Körperpflege sehr häufig mehr. Und was soll ich sagen: Zeit gespart, Platz gespart, Geld gespart. Und das Wichtigste für mich: Wohlbefinden gesteigert. Das ist Minimalismus nach dem Prinzip:


Nur noch Favoriten: Weniger, aber besser.

 


Wann überfordern dich Optionen?
Welche Favoriten nutzt du im Alltag?

 

 

Kommentare: 6
  • #6

    Aurabytes (Dienstag, 28 Januar 2025 10:20)

    Hey Sibylle, das mit dem Keller kenne ich sehr gut, zur Zeit habe ich gar keinen Keller, Dachboden oder Ähnliches und es geht auch so wunderbar. Allerdings habe ich auch nichts, was ich dort lagern könnte.

    Hey Daniel, ja, geplante Obsolenz wohin das Auge blickt. Ich glaube so ganz kann man dem leider nicht aus dem Weg gehen, daher fahre ich auch hier das Prinzip: So wenig Geräte wie möglich und so viel wie nötig. Dann passt das schon.

    Hey Ilona, zum Mischungsverhältnis: Ich nehme eine 0,5L PET Flasche und fülle etwa einen 5mm Stand an Essigessenz ein. Das Ganze dann mit kaltem Wasser aufgießen bis die Flasche voll ist. Das kommt für mich immer ganz gut hin. Vielleicht würde auch noch weniger Essigessenz ausreichen, aber da ich Haare waschen irgendwie anstrengend finde, will ich kein Risiko eingehen und womöglich einen zweiten Waschgang machen müssen. :)

  • #5

    Ilona (Sonntag, 19 Januar 2025 19:16)

    Hallo Aura,genauso mache ich es mittlerweile auch.
    Verrätst du mir das Mischungsverhältnis deiner sauren Rinse?
    LGIlona

  • #4

    Daniel (Freitag, 17 Januar 2025 13:45)

    Hallo Aurabytes,

    grundsätzlich stimme ich dir zu. Ich möchte beim noch Zusätzlich anmerken, dass es sich bei allen smarten Geräten lohnt, die Zeit zu investieren, um zu schauen, wie lange die jeweiligen Geräte supportet werden (in Bezug auf Sicherheitsupdates). Da wird nämlich ganz geschwind unsere Neigung zum Komfort ausgenutzt und verschwiegen, dass oft nicht länger als 2-3 Jahre supportet wird. Warum wird oft nicht länger supportet? Weil die Hersteller wünschen, dass wir uns in dem Zyklus neue Geräte kaufen. Warum also z.B. ein Mobiltelefon länger mit Updates versorgen?

    Mann muss nicht tief rein in das rabbithole, aber dafür nähme ich mir Zeit. ;)

    Lieben Gruß
    Daniel

  • #3

    Sibylle (Dienstag, 14 Januar 2025 05:41)

    Da ich Einkaufen hasse, läuft es bei mir ganz automatisch darauf hinaus, dass ich von allem nur das habe, was unbedingt nötig ist. Mir reicht das. Es erleichtert den Überblick, so dass sich keine unnötigen Dinge anhäufen. Einen vollgestopften Keller z.B. kann ich nicht brauchen. Ein vollgestopfter Keller = ein vollgestopfter Geist. Beides mag ich nicht.

  • #2

    Aurabytes (Montag, 13 Januar 2025 16:04)

    Huhu Vanessa, das mit dem Rosacea Schub und dem Juckreiz fühle ich... direkte Sonneneinstrahlung vermeide ich auch wann immer möglich. Treu bleiben tue ich auch, ich habe gar nicht die Lust oder Kapazität, um mich da immer wieder neu einzulesen. Wenn ich wirklich etwas benötige in Sachen Pflege, schaue ich aber auch immer direkt in den Apotheken, da erhöht sich immerhin die Chance etwas Hautverträgliches zu bekommen. :D

  • #1

    Queen All (Montag, 13 Januar 2025 09:12)

    Ich greife bei Kleidung wie bei Kosmetik auch immer zu denselben Dingen. Wozu sich verrück machen lassen von leeren Produktversprechen?! Leider fallen manche Favoriten wegen "Verbesserungen" aus aber sobald ich dann Ersatz habe, bleibe ich wieder treu. Ganz ohne Creme kommt meine Haut leider gar nicht aus. Wenn ich mich ohne Schutz in die Sonne wage, bekomme ich sofort einen Rosacea-Schub und das juckt fürchterlich. Hält mich aber auch davon ab, mich durch sämtliche Drogerie-Regale zu cremen �