Digitaler Minimalismus

 

Eine „Unterart“ des Minimalismus, die es in sich hat. Das Zeitalter der Information ist auf seinem Höchststand angelangt. Datenbahnen bestimmen unser Leben und kein Schritt, den wir tun, bleibt unregistriert.

Die Frage, die sich auftut ist ja: Wie geht digitaler Minimalismus? Nun, notwendig ist er ja nur aufgrund der schieren Flut an digitalen Informationen, Daten und Prozessen, die wir zusätzlich zu unserem normalen analogen Leben bewältigen müssen. Die Betonung liegt auf müssen. Die zusätzliche Dimension, die sich durch die digitale Welt auftut ist buchstäblich wie eine zweite Welt, die täglich unsere Aufmerksamkeit benötigt und organisiert werden will.

Ich habe über die Zeit einiges an hilfreichen Tools und Herangehensweisen erarbeitet und gefunden, die mir helfen, das digitale „Pensum“ zu bewerkstelligen. Dabei sind mir vor allem wichtig: Privatsphäre schaffen und erhalten, Vereinfachung, Reduzierung auf das wirklich Notwendige. Ich biete dir in diesem Artikel sozusagen ein kleines Sammelsurium, ein 1x1 des digitalen Minimalismus. Los geht’s.

 

 

 

Einmaleins des digitalen Minimalismus

1. Soziale Medien beschränken: Vor einigen Jahren war ich auf zahlreichen Plattformen vertreten. Über die Jahre habe ich mich von allen getrennt und vor wenigen Tagen auch von Instagram. YouTube werde ich als nächstes angehen. Was ich wirklich benötige sind Telegram, WhatsApp und das Google-Konto, jedoch nur zum Starten des Smartphones bei Neukauf. Aber zum „Ent-Googeln“ später mehr. Was ich gelernt habe außerhalb des Social Media Dschungels: Man verpasst nichts. Wirklich nichts. Man gewinnt etwas: Klarheit. Und auf meiner Website gibt es keine Werbung.

2. Smartphone und PC entrümpeln: Auf meinem Smartphone befinden sich nur die wirklich wichtigen Apps. Aktuell sind das ein E-Mail-Programm (FairEmail), Telegram, WhatsApp, der DuckDuckGo Browser, DB Navigator und CovPass. Je weniger drauf ist, desto weniger ist man abgelenkt. In der Regel kommt man sogar mit SMS, E-Mail und Telefon aus. Das gleiche Prinzip fahre ich beim PC. Nur das Wichtigste, ein leerer Desktop und ein übersichtliches Ablagesystem.

3. Das Smartphone „ent-googeln“: Vor einigen Monaten habe ich mein Smartphone von meinem Google-Konto getrennt. Alle Google-Apps sind damit stillgelegt und ich wahre zumindest ein wenig von meiner Privatsphäre. Sollte ich doch mal eine App benötigen oder eine vorhandene App aktualisieren müssen, lade ich mir direkt die apk-Datei der App über meinen Browser herunter. Diese lässt sich dann in wenigen Handgriffen einfach installieren. Alles ohne Google-Playstore. Übrigens habe ich festgestellt, dass man auch ohne Google-Maps den Weg findet. Man lernt dabei sogar Menschen kennen und die Ortschaft! Ein Gewinn.

4. Keine Chance für E-Mail-Spam: Jeder kennt es. Die x-te Nachricht, um die man nie gebeten hatte, flattert ins Postfach. Dabei hat man doch stets darauf geachtet, seine E-Mail schonend zu behandeln. Spam-Bots sind rigoros. Auf Websites und ähnlichem sollte man daher niemals eine E-Mail als Textblock angeben. Deswegen ist mein Impressum auch ein Bild. Spam-Bots können zurzeit noch keine Bilder auslesen. Zu meinem Frieden.

5. Keine Chance für E-Mail-Sammler: Hier etwas bestellen und dort, eine Registrierung hier und ein Kommentar dort. Wir hinterlassen überall Spuren im Netz und oftmals auch unsere E-Mail-Adresse. Die Spam-Bots freuen sich und wir verlieren ein Stück unserer Privatsphäre. Meine Lösung: Müllmail. Eine immer wieder abrufbare Wegwerfadresse. Zuverlässig und mit freundlichem Service.

6. Keine Chance für Werbung: GMX-Mail war einmal. Ich hatte keine Lust mehr auf die täglichen Werbemails. Wer weiß was GMX noch alles aus meinem Konto gezogen hat. Ich bin umgestiegen und nutze jetzt Posteo. Werbefrei plus zwei Aliase, die man speziell für wichtige Registrierungen oder ähnlichem nutzen kann. Sehr empfehlenswert. Was den PC angeht: Ich nutze Firefox und dazu die Add-ons uBlock Origin und NoScript. Ich sehe niemals Werbung im Netz. Wirklich niemals.

7. Daten-Kraken meiden: Google, Amazon und Co. regieren die digitale Welt. Die gute Nachricht: Es gibt immer eine Alternative. Anstelle von Google suche ich mit DuckDuckGo trackingfrei. Einkaufen kann man auch direkt im Online-Shop eines Anbieters oder man geht in ein lokales Geschäft. Mir fehlt nichts. Vor allem nicht meine Privatsphäre. Für härtere Fälle gibt es natürlich den Tor-Browser.

8. Der Flugmodus sei dein bester Freund: Meiner ist es jedenfalls und das schon länger. Abends schalte ich das Smartphone in den Flugmodus und ziehe den Stecker vom Internet-Router. Das Gefühl des „Getrennt-Seins“ stellt sich dann ein und ist manchmal etwas mulmig. Das zeigt mir dann, wie dringend es ist, genau das bewusst herbeizuführen. Nach dem Motto: Einfach mal off gehen.

Zu guter Letzt: Keine Panik. Durchatmen. Ich grenze meine bürgerliche Identität ganz bewusst von meiner menschlichen Identität ab und rate dir, das gleiche zu tun. An meiner bürgerlichen Identität hängen mein Name, meine Adresse, meine Daten und meine Ausweise. Mein Mensch-Sein kann mir jedoch keine Daten-Krake der Welt nehmen. Wenn ich in den Wald gehe, ohne Handy, ohne Geld, ohne Ausweis, dann bin ich genau dieser Mensch. Probiere es doch gleich mal aus, dann weißt du bestimmt, was ich meine.


Wie erlebst du die zunehmende digitale Flut von Informationen?
Wo reduzierst du bewusst digitale Prozesse und Inhalte?

Warst du heute schon offline?

 

 

Kommentare: 2
  • #2

    Thorsten (Samstag, 25 Dezember 2021 12:00)

    Hallo, ich war mehrmals soweit mein Smartphone abzuschaffen. Habe es nicht geschafft. Anstatt Google Maps benutze ich Osmand. Es beruht auf dem Open Maps. Dort habe ich auch schon Korrekturen vorgenommen und die sehe ich heute in Osmand. Immer aktueller als GoogleMaps und vor allem alle Schleichwege für Fußgänger und Radfahrer drin.

  • #1

    Gabi (Sonntag, 19 Dezember 2021 21:57)

    Bei den Apps bin ich bei weitem nicht so konsequent, da habe ich ein paar mehr. Die kommen und gehen aber auch ein wenig, je nach Bedarf. Social-Media war mir ebf. zu mühsam, keine Ahnung, ob ich da je nochmal aktiv werde. Mir ist da zu viel Show, zu wenig authentisches. Mit dem WLAN und dem Flugzeugmodus mache ich es ähnlich. Abends ist das WLAN irgendwann aus. Das Handy ist ab 20 Uhr im „Nicht-stören-Modus.“ Handy nachts und während der Arbeit, sowie auf dem Arbeitsweg ebf. im Flugzeugmodus. Zu den digitalen Datensammlern gehörte ich noch nie so richtig - wäre zuviel Sucherei. Ich genieße die digitalen Welten und das Internet, aber ab und an tut es gut, mal abzuschalten. Na dann, bin dann mal gleich eine Runde offline.