Sieben Sachen


Wo beginnt man mit dem Minimalisieren, wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht? Heute liste ich die berühmten „Sieben Sachen“ auf – allerdings nicht die sieben Sachen, die mit auf Reisen gehen, sondern sieben Sachen, die du direkt loslassen kannst. Es bleibt dir überlassen, ob du querfeldein arbeitest, oder ob du zimmerweise oder wahlweise themenspezifisch vorgehst. Einfacher ist die strukturierte Vorgehensweise.

Die Punkte, die ich aufliste werden von oben nach unten immer ein wenig schwieriger in ihrem „Loslassen“ – wenn du dich auf das kleine Experiment einlassen möchtest, wirst du merken, wieso das so ist. Beginne mit dem ersten Punkt und nimm dir eine halbe bis eine Stunde Zeit. Wenn es dir schwerfällt, dich zum Aufräumen zu motivieren, fange mit fünf oder zehn Minuten an. Ein Timer ist hierbei für viele ein gutes Hilfsmittel.

 


Sieben Sachen, die du sofort ausmisten kannst:


1. Kleidung, die nicht passt oder verschlissen ist: Ich kenne keine Person, die nicht wenigstens einmal in ihrem Leben ein oder mehrere Kleidungsstücke im Schrank aufbewahrt hat, die nicht passen – denn: sie könnten ja irgendwann wieder passen! Ein achtsames und minimalistisches Leben legt den Fokus auf das, was aktuell benötigt wird – Kleidung, die nicht passt, entspricht dieser Voraussetzung nicht. Außerdem ist es nicht besonders wertschätzend sich selbst gegenüber, unpassende Kleidung täglich vor Augen zu haben. Dass verschlissene oder abgetragene Kleidung nichts mehr im Schrank verloren hat, ist selbsterklärend.

 


2. Defekte oder unvollständige Gegenstände: Es gibt da diese Kramkiste, die Elektrokiste und viele weitere „hintere Ecken“, die sich in vielen Wohnungen und Zimmern Untermieter sind und sich hartnäckig halten. Hier findet sich allerlei Unvollständiges: Puzzles mit fehlenden Teilen, unvollständige Spiele und Bausätze, kaputte Elektrogeräte (die man ja irgendwann vielleicht nochmal repariert) und vieles mehr. Kurzum: Diese Dinge nehmen Platz weg und erfüllen keinerlei Zweck und Funktion – sie dürfen gehen.

 


3. Alte Dokumente, deren Aufbewahrungsfrist überschritten ist: Wie viele Aktenordner stehen in deiner Wohnung, auf dem Dachboden oder in deinem Keller? Alles, was die gesetzliche Aufbewahrungsfrist überschritten hat oder anderweitig veraltet ist, darf aussortiert werden. Von Kontoauszügen über Mietverträge, alte Mitgliedschaften bis hin zur Kassenbon-Sammlung ist alles dabei. Für die Experimentierfreudigen: Versuche, deine Akten auf die Hälfte zu reduzieren. Du sparst nicht nur Platz, sondern findest einzelne Dokumente auch schneller wieder, vor allem, wenn du sie entsprechend sortierst.

 


4. Apps und Abonnements, die du nicht mehr benötigst: Wie viele Sinnlos-Spiele und Tracker-Apps hast du auf deinem Smartphone? Alle Apps, die du nicht regelmäßig nutzt, dürfen gehen. Wir leben in einer Welt der Abonnements und Dauerverträge – wie hoch sind deine monatlichen Fixkosten für derartige Verträge? Welche benötigst du wirklich und welche laufen nur noch im Hintergrund? Hier darfst du ganz ehrlich zu dir selbst sein: Rentiert sich deine Mitgliedschaft im Verein oder im Fitnessstudio, passt dein dein Smartphone-Tarif zu deinem Nutzerverhalten, erfüllt deine Prime-Mitgliedschaft deine Bedürfnisse? Tatsächliche Kosten-Nutzen Verhältnisse zu berechnen kann hier helfen, sich einen realistischen Überblick zu verschaffen.

 


5. Geschenke, die dir nicht gefallen oder nutzlos sind: Jetzt geht es ans Eingemachte. Wer kennt sie nicht – die Geschenke-Monster, die mit guter Absicht und aus allgemeiner, sozialer Höflichkeit übergeben wurden? Einnehmend reihen sie sich nebeneinander in Regalen, Schränken, auf Fensterbänken und Ablagen auf. Am liebsten würden wir sie sofort aus dem Sichtfeld räumen, doch was ist, wenn der oder die einstmalige Schenkerin spontan zu Besuch erscheint und das überreichte Stück nicht findet? Ein schwieriges Thema.

Ich halte es damit folgendermaßen: Meinen Freunden, Kolleginnen und Verwandten habe ich darüber in Kenntnis gesetzt, dass ich keine materiellen Geschenke wünsche, die ich mir nicht selbst gewünscht habe oder die sonst wie in die Kategorie „alltägliche Verbrauchsgegenstände“ hineinpassen. Das funktioniert gut. Geschenke sind mir ohnehin nicht wichtig – was von Herzen kommt, muss nicht materieller Natur sein. Ein gemeinsames Erlebnis und gemeinsame Zeit ziehe ich vor, denn ein Ding kaufen kann jeder – sich Zeit nehmen für jemanden ist eine qualitativere Form der Wertschätzung.

Nun, die Geschenke, die bereits in deine vier Wände eingezogen sind und dir leider gar nicht mehr zusagen, darfst du loslassen: Verschenke sie weiter oder spende sie. Ein Geschenk erfüllt seinen Sinn der sozialen Wertschätzung im Moment seiner Übergabe. Vielleicht hilft dir diese Sichtweise beim Loslassen dieser emotionalen Dinge.

 


6. Zeitfresser im Alltag: Eine sehr schwierige Kategorie sind Zeitfresser, denn hier ist Selbstreflexion und Ehrlichkeit gefragt. Was frisst dir deine Zeit im Alltag weg? Apps, Netflix, sinnloses Surfen im Internet, lange Fahrtwege zur Arbeit oder die Unfähigkeit „Nein“ zu sagen? Mach Inventur und finde heraus, was die meiste Zeit und Energie kostet. Es kann sein, dass du Verhaltensweisen hinterfragen und verändern musst, um hier nachhaltig „auszumisten“. Vielleicht musst du sogar essentielle Bestandteile deines Lebens neu ausrichten und an deine Bedürfnisse anpassen. Das ist ein längerer Weg, diese Kategorie wirst du wahrscheinlich lebenslänglich immer wieder betrachten und dich neu ausrichten.

 


7. Freunde, die keine sind: Ähnlich schwierig wie die Zeitfresser, da hier emotionale Verstrickungen und Glaubenssätze oft im Weg stehen. Hand aufs Herz: Wie viele „Freunde“ hast du, die dir eigentlich gar nicht mehr guttun, sich nicht oder nur selten melden und ein Gefühl der Unzufriedenheit in dir hinterlassen? Vielleicht ist es auch deine Partnerin oder dein Partner, der in diese Kategorie fällt. Hier darfst du wieder Selbsterforschung betreiben – was sind deine aktuellen Bedürfnisse, was sind deine Standards und werden diese erfüllt? Wenn nicht, darfst du den betreffenden Menschen loslassen.

Und nun? Welche sieben Sachen hast du schon minimalisiert?
Was war einfach für dich und was schwierig?

 

 

Kommentare: 2
  • #2

    Aura (Dienstag, 19 Mai 2020 21:02)

    Hallo Nine! Danke für dein Kompliment. Wer weiß, was noch alles kommt, die Türen sind vielfältig! Lg zurück!

  • #1

    Nine (Dienstag, 19 Mai 2020 20:47)

    Du könntest echt ein Buch raus bringen
    Top! Lg