Glasbow

(sprich: Glasbau)

Die Welt in einem Goldfischglas

 

Betrachtet die Welt hinter der Scheibe jener kugelförmigen Fischbowl. Beständig sind die Geschehnisse, die sich hier zutragen, ja, beinahe absolut vorhersehbar und wenig abwechslungsreich ist das Leben der Bewohner von Glasbow. Und sehet das Heiligtum der wasserliebenden Bevölkerung: Die gläserne Wand, deren kristallklares Glas den Blick auf etwas noch viel Fantastischeres freigibt.

Aber lasst euch nicht blenden von den Bildern, die sie zeigt. Möge der Abstand bewahrt werden, denn sie hält diese kleine, zerbrechliche Welt zusammen, wie keine andere Wand in Glasbow. Hier ist alles geplant und genauso wie es sein soll, gedacht wurde, kreiert wurde. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Das ist Glasbow – betrachtet diese Welt, bestaunt sie, bereichert sie.

Möge Glasbow ewig bestehen.

 


Die wegweisende Flosse lädt ein: Auf eine Rundführung durch die Winkel und Strömungen von Glasbow. Wo zieht es euch zuerst hin? Oder lasst ihr euch von der seichten Strömung tragen?

Ich sehe, ihr seid unentschlossen. So lasst mich unser erstes Ziel der Rundführung nennen: Das Zentrum – Der brodelnde Schlot von O. Nun aber, reiht euch ein, so, so, ja so ist’s wunderbar. Die Rundführung beginnt! Vielleicht sollte ich mich zunächst vorstellen – nun, ich bin Planaduktes aus Plaste. Naja, nennt mich einfach die wegweisende Flosse! Sobald wir die Wasserwälder von Plaste erreichen, werdet ihr meinen Namen schon noch begreifen lernen. Auf ins Zentrum von Glasbow! Übrigens, darf ich euch korrigieren, es heißt Glass-BAU, nicht etwa Glas-BOU. Ok, in Ordnung, danke sehr. Weiter geht es! Und folgt stets meiner Flosse.

In Glasbow war gerade das Licht angesprungen, kurz bevor sich die heutige Gruppe zusammengefunden hatte. Die wegweisende Flosse hatte wieder einmal eingeladen zu einer ausführlichen Rundführung durch Glasbow. In der Ferne sah man bereits das prickelnde Brodeln des Schlots von O und die Bewohner der Wasserwelt schienen an diesem Tag noch etwas versteift und schlaftrunken von der langen Nacht, weshalb sie nur genervt und mit langen Gesichtern dem aufgeweckten Treiben der wegweisenden Flosse nachblickten.

 

Das war wieder typisch für Planaduktes: Touristen, Selbstdarstellung und Dramatik. Aber wenigstens gab es auf diese Weise etwas zu sehen. Die Besucher kamen stets gut gelaunt in Glasbow an und waren ernsthaft an den Eigentümlichkeiten dieser äußerst vorausschaubaren Umgebung interessiert. Ungewöhnlich, und dennoch eine waschechte Tatsache. Und auch sie, die aufgeregten Besucher schienen im wahrsten Sinne mit allen Wassern gewaschen zu sein.

Sie kamen aus sehr unterschiedlichen Umgebungen. Gar unvorstellbare Umgebungen, wie unsereins sagen würde. Sogar die Namen jener Welten klangen für die Bewohner von Glasbow so ungewohnt: Xooi, kn, Yrdanea, Mysterion, Ngiana, Cimorra & Gaia, die Hexenlande, Lym, Ebarr und Annor – die Mitte aller Welten. Sogar aus dem fern gelegenen Bloubbuji war heute jemand dabei.

Nun folgt mir weiter in Richtung Zentrum, bleibt in der Reihe bitte! Sehr ihr schon den Schlot? Passt auf die Muggelsteine auf, die den Boden bedecken, sie sind etwas glatt. Wir streifen gleich das Revier der Einaugen, also bleibt zusammen, sie sind etwas territorial und schnell bestürzt. Vorsicht, da kommt eine Mooskugel angerollt! Wie ihr seht, gibt es viel zu sehen in Glasbow. Noch einige Flossenschläge und wir sind da. Darf ich vorstellen: Der brodelnde Schlot von O – die Quelle des Heiligen Sauerstoff, der unser Wasser anreichert und unser aller Leben erhält. Lasst den Blick schweifen, werte Gäste!

Tatsächlich ragte aus den sorgfältig aufgeschichteten Muggelsteinen ein kegelförmiger Schlot in die Höhe. Menschliche Augen hätten ihn vermutlich als Vulkan identifiziert. Den Bewohnern von Glasbow war allerdings bewusst, dass es sich um eine noch viel ehrwürdigere Quelle handelte. Purer Sauerstoff sprudelte hier aus der Tiefe des Schlots hinauf und reicherte das Wasser stetig an. In der Vergangenheit hatte es bereits ernstzunehmende Ausfälle des Schlots gegeben, weshalb er seither außerordentlich verehrt wurde.

Im Schein der Lichtquelle tänzelten die Luftblasen wie kleine, silberne Perlen in Richtung der Wasseroberfläche, wo sie sich vermutlich ins Nichts auflösten. Am Schlot von O hatten sich nicht nur die Besucher versammelt, auch einige besondere Lebensformen waren hier anzutreffen. Sie genossen das Prickeln der Sauerstoffblasen und verweilten häufig hier. Unter dem Prickeln des Schlots pulsierten ihre Körper und erzeugten bizarre Muster in verschiedenen Rhythmen. Biolumineszenz war unter den Besonderen eine verbreitete Form der Kommunikation, doch dazu später mehr.

Der Schlot von O stellte nicht nur die Quelle des Lebens von Glasbow dar, sondern auch einen zentralen Treffpunkt, an dem immer etwas los ist. Kleine, bepanzerte Truchelen versammelten sich hier häufig, um mikroskopisch kleine Tierchen aus den aufsteigenden Luftblasen zu sammeln. Eine Brotschnecke schob sich am Fuße des Schlots nach oben, um ihn von festsitzenden Algen zu befreien, während filigran wirkende, flösserne Schlangenhälse den Auftrieb des Sauerstoffs nutzen, um sich noch müheloser fortzubewegen, als sie es ohnehin schon taten.

Hier im Zentrum von Glasbow schien alles so unbestreitbar friedlich zu sein. Eine ganze Zeit lang verweilte die Gruppe hier und war ganz im Begriff einzutauchen, buchstäblich, als die wegweisende Flosse zur nächsten Frage ansetzte...

Nun, wie gefällt euch der Schlot von O? Das Zentrum unserer kleinen, bescheidenen Welt? Sind euch Fragen gekommen? Unstimmigkeiten? Interesse? Was wollt ihr wissen?

 

 

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Noch nicht vieles ist bekannt über die seltsamen Gefilde dieser Welt:


Das Unten – Strukturen und Eigentümlichkeiten der Bodenschicht
Das Oben – Die sonderbaren Wechsel von Tag und Nacht
Das Zentrum – Der brodelnde Schlot von O
Die Bepflanzung – Die Wasserwälder von Plaste
Die Dekoration – Steinige Strukturen und mehr
Die Bewohner von Glasbow – Flösserne, Bepanzerte und Besondere
Unerklärliches – Offenbarungen der gläsernen Wand